Sie flatterte durch die Tür wie ein Schmetterling – schlank, im fliegenden Kleid, außergewöhnlich leuchtend für einen grauen Tag.  – Ich habe eine goldene Uhr! Wenn Sie sie kaufen, kann ich zu meinem Verlobten – über den Ozean!“ Ich lächelte. Nickte.  – Diese Uhr ist ein Geschenk meiner Großmutter. Sie hat gesagt: Eines Tages wird sie mir helfen, meinen gehegten Wunsch zu erfüllen. Und dieser Tag ist heute. Kaufen Sie sie? Wir sind beide Studenten.  Aber wir können nicht mehr leben – getrennt durch den Ozean.  Bitte… kaufen Sie sie?“ Ich griff schweigend nach dem Geld. Denn Glück kennt keine Grenzen. Bild: https://www.freepik.com/author/olesya-kozlova

Die Frau kam leise. Unauffällig.   Obwohl die Tür ganz offen stand. Sie sah sich nicht um. Nur auf ihre rechte Hand.  Darin: ein Ring. Ein schlichter. Glatt. Ohne Stein. Sie legte ihn auf den Tisch. Sie ließ ihn nicht gleich los. „Entschuldigung“, sagte sie. –  „Ich muss etwas beenden.“ Die Stimme war ruhig. Fest. Sie sah die Zahl auf dem Zettel nicht an. Sie senkte nur leicht den Kopf. Senkte den Blick. Ein Tropfen fiel auf meine Hand. Unterschrift. Auszahlung.  Sie ging. Erst später sah ich es: auf dem Tisch, wo der Ring gelegen hatte, war noch ein schwacher Abdruck. Als hätte das Metall sich nicht ganz gelöst. Als wartete es. Noch immer. Auf jemanden.    Foto: https://www.freepik.com/author/wirestock